Neckar-Bergstraße

Schriesheim kam bei Unwetter mit blauem Auge davon

Nach dem Starkregen vom Mittwoch: Am morgigen Samstag öffnet das Waldschwimmbad wieder. Der Schlamm wurde mit einem Großeinsatz der Wehren beseitigt.

30.05.2025 UPDATE: 30.05.2025 18:40 Uhr 5 Minuten, 27 Sekunden
Michael (r.) und Darian Merkel konnten am Freitag das Kinderbecken wieder befüllen. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Am Mittwochabend sah es im Waldschwimmbad trostlos aus: Vom Mühlenhof her hatte sich eine riesige Menge Schlamm ins Kinderbecken ergossen (siehe unten). Dann begann das große Aufräumen, sodass das Bad am heutigen Samstag wieder ganz regulär öffnen kann.

Es war noch am Mittwochabend dem Einsatz der Feuerwehr zu verdanken, dass der Schlamm aus dem kleinen Bassin entfernt werden konnte, so Thomas Merkel, der Vorsitzende des Bad-Betreibervereins IEWS. Er stand noch bis um 2 Uhr nachts zusammen mit Feuerwehrleuten im Becken, "um den Schlamm herauszuholen". Am "Vatertag" hatte die IEWS dann per Newsletter die Mitglieder um Hilfe gebeten – und es kamen tatsächlich an die 60 Personen, um mit anzupacken – darunter "auch viele unbekannte Gesichter", so Merkel.

Wobei es mit am wichtigsten war, das Becken schnell auszupumpen. Denn wäre der Schlamm getrocknet, hätte sich die Eröffnung des Bads wohl um eine Woche nach hinten verschoben, wie Merkel berichtet. Anfangs blieb es auch unklar, wie viel Dreck in die geschlossenen Wassersysteme eingedrungen ist, schließlich stand zu befürchten, dass die Pumpen das Geröll ansaugen könnten.

Doch dann gaben die beiden Technischen Leiter, Jürgen und Michael Merkel, Entwarnung: alles halb so wild. Man musste nur noch die Filter durchspülen, inzwischen hatten die beiden Firmen Pfeifer (Schriesheim) und Beckenbach (Altenbach) ganze Arbeit geleistet und den Zu- wie den Abfluss am Kinderbecken wieder gereinigt. "Das war ein gemeinsamer Kraftakt, ohne den wir die schnelle Wiedereröffnung des Schwimmbads nicht geschafft hätten", bilanziert Merkel – der sich bei allen Helfern ganz herzlich bedankt.

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Und übrigens auch bei "Heidis Imbiss", die alle mit Essen versorgte. IEWS-Sprecher Kim Koschorreck sagte der RNZ, dass es Glück im Unglück gewesen sei, dass nur das Kinderbecken betroffen war: "Ganz anders hätte es ausgesehen, wenn der Schlamm ins Schwimmerbecken gelaufen wäre. Das wäre dramatisch gewesen."

Feuerwehrkommandant Oliver Scherer bestätigte am Freitag, dass es vor allem der Pappelbach war, der für den Schlamm im Schwimmbad gesorgt hatte. Das an sich harmlose Bächlein fließt am Wanderparkplatz etwas oberhalb des Bads in eine Verdolung: Die Rohre laufen unter der Talstraße hindurch, bis sie schließlich in den Kanzelbach münden.

Die längste Zeit war der Pappelbach unauffällig – "Der war vorher nie ein Thema", so Scherer –, doch in den letzten Jahren machte er ständig Ärger: Das Verdolungsgitter war bei Starkregen immer wieder verstopft und verschlammt. Deswegen ergießt sich der Pappelbach auf die Talstraße – so war das auch bei den Starkregenereignissen vom 20. Mai 2016 – dem bisher schwersten der letzten zehn Jahre –, 24. Mai 2018 und 17. Juni 2020.

Im Gegensatz zu denen letzten Malen war der Kanzelbach hingegen relativ brav: "Den hielt es, gerade so, in seinem Bett", beobachtete Scherer. Allerdings: Dass die kleinen Bäche auf beiden Seiten des Hangs alle so viel Wasser führen, "das hatten wir so noch nie gesehen". An der A 5-Unterführung am Bauhof, die auch ordentlich unter Wasser stand, liest Scherer immer die Schwere des Hochwassers ab. Für ihn war es ein 25-jährliches Hochwasser, also in etwa wie das vor neun Jahren.

Allerdings: Seit dem 2020er-Starkregen verbreiterte die Stadt den Einfluss des Kanzelbachs. Doch gegen die Massen an Schutt und Ästen half das doch alles nichts. Und auch das gehört zur Wahrheit: Das angedachte und angesichts der immens hohen Kosten von mindestens 20 Millionen Euro unfinanzierbare neue Rückhaltebecken am Mühlenhof hätte am Mittwoch nichts gebracht. Denn es würde, wenn auch nur ein paar Meter, über der Einmündung des Pappelbachs in den Kanzelbach liegen.

Update: Freitag, 30. Mai 2025, 18.40 Uhr


Keller, Tiefgarage, Kindergarten und Schwimmbad von Unwetter betroffen

Das Wasser bahnte sich nach dem starken Regen in der Nacht zum Donnerstag seinen Weg und sorgte für zahlreiche Feuerwehreinsätze.

Von Edda Nieber

Neckar-Bergstraße. Gebietsweise war die Nacht auf Donnerstag ganz schön nass und ungemütlich. Und kurz, zumindest für zahlreiche Einsatzkräfte. Besonders in Hirschberg und Schriesheim waren die Feuerwehren stark gefordert und stundenlang im Dienst.

> Schriesheim hat es mit am stärksten getroffen: "Es hat geschüttet wie die Hölle", fasste es Kommandant Oliver Scherer zusammen. In der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr fielen rund 70 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist mehr als bei einem 100-jährlichen Regenereignis (62,9 l/qm). Die Folgen: Die Talstraße war im Bereich zwischen der Strahlenberger Straße und der Schotteresbrücke geflutet, Bäche traten über die Ufer, und zahlreiche Keller liefen voll. Die erste Einsatzmeldung erhielt die Wehr gegen 20 Uhr. Das Wasser lief da bereits aus dem Wald über die Talstraße und drohte, ein Firmengelände zu fluten. Schon wenig später häuften sich die Einsatzmeldungen.

Am Mittwoch war das Kinderbecken noch voller Schlamm. Foto: Dorn

Weil der Einlauf des Pappelbachs im Bereich des Waldschwimmbads verstopfte, lief das Wasser auch in ebendieses und in den Mühlenhof. Der Mühlenhof wurde mit zwei Tauchpumpen geschützt. Die untere Liegewiese des Schwimmbads wurde überspült, das Kinderbecken des Waldschwimmbads mit einem Gemisch aus Wasser und Schlamm geflutet. Um größeren Schaden zu verhindern, pumpte die Wehr es mehrere Stunden lang leer. Nichtsdestotrotz habe die Technik Schlamm angesaugt, heißt es auf der Internetseite des Waldschwimmbads. Die Filtertechnik müsse jetzt auseinandergebaut und gereinigt werden. Ob sie beschädigt ist, müsse man noch schauen. Weil außerdem das Kinderbecken und das gesamte Areal gesäubert werden müssen, bleibt das Waldschwimmbad vorübergehend geschlossen.

Die Talstraße war teilweise geflutet. Foto: Feuerwehr Schriesheim

Mit Unterstützung der WVE Schriesheim machte die Feuerwehr den Einlauf des Pappelbachs schließlich wieder frei und reinigte die L 536, unterstützt vom Bauhof, unter anderem mit einem Radlader. In Altenbach lief der Bestbach am Buswendeplatz über und flutete die Hauptstraße. Auch hier war der Grund ein verstopfter Einlauf, den die Feuerwehr Altenbach frei machte. In der Autobahnunterführung in Verlängerung des Ladenburger Fußweges stand das Wasser rund zwei Meter hoch. Sie wurde gesperrt.

Das Hochwasserrückhaltebecken habe wertvolle Arbeit geleistet, hieß es in einer Mitteilung der Feuerwehr: "Dieses staut ein und verhinderte großflächige Überflutungen." Insgesamt gab es durch das Unwetter 14 Einsatzstellen, die von der Gesamtwehr Schriesheim mit den Abteilungen Stadt, Altenbach und der Löschgruppe Ursenbach mit insgesamt 45 Personen abgearbeitet wurden. Auch Bürgermeister Christoph Oeldorf war im Einsatz und koordinierte die städtischen Maßnahmen. Um 2.30 Uhr, nach sechseinhalb Stunden, war der Einsatz beendet.

Im Waldschwimmbad war ein Gemisch aus Wasser und Schlamm ins Kinderbecken gelangt. ​Foto: Feuerwehr Schriesheim

> Im Hirschberger Ortsteil Leutershausen war die Feuerwehr auch stark gefordert. Zehn Einsatzstellen arbeiteten die rund 20 Kräfte über die Nacht hinweg ab. "Von kurz nach acht abends bis nachts um halb eins waren wir unterwegs", berichtete Kommandant Peter Braun. Der Staudenbach trat kurzzeitig über die Ufer, und die Goethestraße verwandelte sich selbst in einen Bach, der allerlei Schmutz und Geröll mit sich brachte. Eine Tiefgarage und zahlreiche Keller mussten von Wasser und Schlamm befreit werden, ebenso die Straße selbst. Die Wehr sicherte die Straße und pumpte das Wasser ab.

Manchmal habe es auch gereicht, die Ablaufkästen der Gullys zu ziehen, damit das Wasser ablaufen kann, so Braun. Gemeinsam mit dem Bauhof wurde die Straße anschließend aufwändig gereinigt. In einer 200 Quadratmeter großen Lagerhalle im Gewerbepark hatte sich ebenfalls eine Menge Wasser gesammelt, das die Feuerwehrleute lange beschäftigte. Die Kräfte teilten sich auf, sodass mehrere Gruppen parallel arbeiteten. Koordiniert wurden sie von der kurzfristig besetzten Funkzentrale. Ein weiterer Einsatzort war der evangelische Kindergarten, dessen Außenbereich geflutet war. Kaum von den Einsätzen zurück, merkten dann zwei Kameraden auf den Aussiedlerhöfen, dass ihre Keller vollgelaufen waren. Auch diese wurden trockengelegt und die Goethestraße am Morgen vom Bauhof erneut gereinigt.

Foto: Feuerwehr Schriesheim

> Weinheim sei "mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte Feuerwehrkommandant Ralf Mittelbach. Zwei kleinere Einsätze forderten die Floriansjünger dann aber doch. Mit Beginn des Unwetters gegen 19 Uhr rückten sie nach Heiligkreuz aus, wo ein Baum auf ein Auto gefallen war. Verletzt wurde niemand. Gegen 21 Uhr meldete dann jemand mehrere heruntergefallene Dachziegel in der Mannheimer Straße. Die Wehr sicherte das Dach, entfernte weitere lose Ziegel und sperrte zusammen mit dem Bauhof den Gehweg. Weststraße und Wormser Straße mussten kurzzeitig gesperrt werden, auch der Verkehr der RNV war bedingt betroffen. Nach gut einer Stunde war der Einsatz beendet.

"Wenn es länger geregnet hätte, wären die Schäden schwerer", vermutete Mittelbach. In den Odenwalddörfern sei vereinzelt Wasser aus den Gullys gekommen, doch da in den vergangenen Jahren viel Kanäle verbessert wurden, sei das Wasser doch zügig abgelaufen. "So langsam beginnt die Saison der Starkregenereignisse", so Mittelbach. Erfahrungsgemäß sei diese meistens Ende Mai und im Juni. Mittlerweile sei man gut darauf eingestellt und vorbereitet.

> In Edingen-Neckarhausen und Ladenburg blieb das Unwetter ohne große Einsätze. "Es hat zwar stark geregnet, aber bei uns war nichts überschwemmt", berichtete Marcus Heinze, Kommandant der Feuerwehr Edingen-Neckarhausen. Seine Kameraden und er hatten trotzdem keine lange Nacht: Sie wurden um halb fünf aus dem Schlaf gerissen und rückten zur Unterstützung des Rettungsdiensts mit der Drehleiter aus.

Foto: Feuerwehr Schriesheim
Foto: Feuerwehr
Die Feuerwehr war sechseinhalb Stunden bis in die Nacht im Einsatz. Foto: Feuerwehr Schriesheim
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